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Auto-Reisen in Österreich

Sulmtal/Sausal: Alles im grünen Bereich

In der südsteirischen Region Sulmtal/Sausal locken Familienbetriebe mit Wein und Kulinarik, überraschen aber auch mit Lavendelflair, Naturkosmetik und „Burli“, dem Kaiserhahn. Eine Genuss-Runde garniert mit einmaliger Landschaft.

von Herbert Gartner

05/10/2020, 04:00 AM

Die Geschichten klingen im Grunde alle ähnlich. Die Generation der Großväter hat mit dem Auf- und Ausbau der Familienbetriebe begonnen.  Die Nachkommen investierten dann  kräftig, Geschwister arbeiten eng zusammen, klären ihre Kompetenzbereiche aber gut ab und die junge Generation scharrt bereits in den Startlöchern.

Typisches Beispiel dafür: Das Weingut und Genießerhotel  Sattlerhof bei Gamlitz. Hannes Sattler führt das Hotel und kreiert als Küchenchef Gourmetmenüs für sein Restaurant und Bodenständiges für sein Wirtshaus. Sohn Markus sammelt noch bei international renommierten Köchen Erfahrung, soll aber bald die Regie am  heimischen Herd übernehmen. 

In der Küche schwört Sattler auf regionale Produkte. Sein Motto: „Auf Qualität setzen und möglichst viel selbst produzieren oder aus der unmittelbaren Umgebung beziehen.“ Und so kommen die Kräuter aus dem eigenen Garten, Schafe grasen zwischen den Weinstöcken, Wild wird selbst geschossen und die restlichen Nahrungsmittel werden in der unmittelbaren Umgebung eingekauft.

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Hannes Sattlers Bruder Willi  ist Chef des  Weinguts und wird bereits von  seinen Söhnen tatkräftig unterstützt.  Und die sind  mit viel Begeisterung unterwegs. Denn, wenn Sohn Andreas über die Sattlerschen Weinberge, die Zusammensetzung der Böden und die herrliche Landschaft erzählt, gerät er ins Schwärmen. 

Und hat recht damit. Denn die Südsteiermark gehört wohl zu einer der schönsten Regionen Österreichs. Mit den sanften Hügeln, die an die Toskana erinnern. „Nur sind sie weitaus grüner“ (Andreas Sattler). Mit ihren mit Wein bepflanzten Südhängen, die durch ihre  regelmäßigen Reihen so etwas wie Ordnung vermitteln. Und als Gegensatz dazu die  dicht bewaldeten Nordseiten.

Der Sattlerhof ist jedenfalls ein guter Ausgangspunkt für eine Tour durchs  Sulmtal/Sausal. Denn neben Wald, Wiese und Wein hat die Region auch noch Anderes zu bieten. So ist für Freunde alten Blechs das  Oldtimermuseum „Nostalgie auf Rädern“ in Großklein eine wahre Fundgrube. Sind doch dort nicht nur eine stattliche Anzahl alter Fahrzeuge (von Alfa  bis Volkswagen) ausgestellt, sondern auch jede Menge Gebrauchsgegenstände (Radio, Fernseher,  Maschinen) aus dem vergangenen Jahrhundert zu bestaunen. Und: Das Museum, samt angeschlossener Gastwirtschaft, ist ebenfalls ein Familienbetrieb, geführt von Michaela Jos und ihrem Bruder.

Bemerkenswertes aus der Vergangenheit findet sich auch im nahe gelegenen Wirtshaus Steirerkeller in Großklein. Denn dort stießen die Wirtsleute Alexandra und Alois Kröll nach dem Kauf des Gebäudes auf einen „Nachlass“ des steirischen Künstlers Paul Schmidtbauer (1892-1974), der unter anderem durch  Wandmalereien   in steirischen Wirtshäusern bekannt wurde. Jetzt hängen einige seiner Arbeiten  in der Wirtsstube und sind eine Art optische Beilage  für Krölls  „steirischer Küche mit Pfiff“.

Wer überflüssige Kalorien abbauen  und dies mit einer spannenden Zeitreise ins 8. bis 5. Jhd. vor Christus verbinden will, besucht das Hallstattmuseum in Großklein, wandert anschließend  zu einem rekonstruierten hallstattzeitlichen Gehöft am  Burgstallkogel und besichtigt  die Fürstengräber der Sulmtal-Nekropole. 

Mehr als zwei Jahrtausende jünger, aber auch nicht mehr wirklich neu ist Schloss Ottersbach bei Mantrach. 1616 wurde der Nordtrakt errichtet, dem der Südtrakt mit Kapelle samt aufgesetzten Turm folgte.  Das spätbarocke Gebäude hat eine  wechselvolle Geschichte hinter sich. So musste es mehrfach verkauft werden, oft weil die  Besitzer pleite waren, oder als Folge von Erbstreitigkeiten. Seit 1925 gehört es der Familie Abel, wird als Familienbetrieb geführt und bietet sich als  Location für Hochzeiten und andere Veranstaltungen an. Öffentlich zugänglich ist der knapp zwei Hektar große Schlosspark mit einer 45 Meter langen Rosenlaube und einem barocken Bauerngarten.

Vom Schloss zur Buschenschank

Einem Betrieb, in dem der Landwirt seine Erzeugnisse  anbieten kann. Das typische Buschenschank-Gericht ist die „Brettljause“. Sie besteht aus  Aufschnitt (z.B. Geselchtes, Schweinsbraten, Schinken, Speck) und Aufstrichen  und wird mit Kren und Schwarzbrot auf einem Holzbrett serviert. 

Für Helga Purkart von der Buschenschank „Schneiderannerl“  bei Pistorf/Gleinstätten gehört aber noch ihre eigene Spezialität aufs Brett:  Das rotweingereifte „Schweinsfischerl“ vom Schweinsfilet. Die Wirtin ist aber nicht nur kreativ, sondern auch umsetzungsstark. So designte und zimmerte sie die Gästebänke selbst. 

Ein paar Kilometer weiter, bei St. Andrä im Sausal, geht es zu den Anfängen der Nahrungsmittelkette. Über schmale, gewundene Straßen (auf denen sich  der Seat  Arona dank Hochsitz und kompakten Abmessungen recht gut bewährte) erreicht man den Hof von Gertrude Strohmaier. Die  Landwirtin züchtet gemeinsam mit Mann und Sohn Hühner. Nicht irgendwelche, sondern die Original Sulmtaler Hühner und Hähne. Eine eigene, alte Rasse, die einst zum bevorzugten Hühnerschmaus auf kaiserlichen Tafeln zählte und daher auch unter dem Namen  Kaiserhuhn bekannt war. Das feste, aromatische Fleisch des langsam wachsenden Federviehs wurde am Wiener Hof  serviert, aber auch  Frankreichs  Kaiser Napoleon I. soll die Kapaune geschätzt haben.

Begonnen hat bei den Strohmaiers alles mit Susi, der Urmutter ihrer Sulmtaler-Zucht. „Sie war mein absoluter Liebling und ist mir überallhin nachgegangen“ erzählt die Züchterin. Heute ist „Burli“ ihr Favorit. Ein prächtiger Naturkräuterkapaun (die Tiere werden mittels Rotklee und anderen Kräutern friedfertig), der   per Zuruf aus dem Stall kommt und auf Aufforderung, „Sag was, Burli“, auch kräftig-krähend mit seiner Chefin kommuniziert.

Gerne mit seinen Gästen kommuniziert auch Heinz Harkamp, Besitzer des gleichnamigen Weingartenhotels in Flambach bei St. Nikolai im Sausal. Er spricht gerne über raffinierte Kulinarik, zeigt aber mit mindestens ebenso großem Stolz die Zimmer seines Hotels. „Denn die habe ich weitgehend selbst eingerichtet“. Und da findet sich ein Zimmer im Retro-Resopal-Stil der 1970er Jahre mit „kuscheliger Sprudelwanne“, oder ein Zimmer in Silber und Orange mit Rundbett. Motto „Beam me up, Scotty“. 

Aber es geht auch noch anders:  so hat die 60 Quadratmeter große Nussbaumsuite eine eigene Sauna und Badewanne am Balkon und die Honeymoonsuite punktet mit einer im Zimmer frei stehenden durchsichtigen Glasbadewanne. „Die habe ich in einem Einrichtungshaus in Graz gesehen und sofort gekauft“ (Harkamp).

Apropos Honeymoon. Familie Harkamp setzt auch stark auf das Hochzeitsgeschäft. Denn da kann sie ein Rundumservice bieten: Unterkünfte,  Menu und eine Kapelle im Weinberg für die Trauungszeremonie.

Die Getränke zum Anstoßen und Genießen liefern sein Bruder  Hannes und dessen Frau Petra. Denn die führen das Weingut und die 2012 aufgebaute Sektmanufaktur in der „Villa Hollerbrand“ in Leibnitz/Seggauberg. Bemerkenswert ist nicht nur die Qualität der edlen Tropfen, sondern auch die Tatsache, dass sie in einer, nur wenige Autominuten entfernten Römerhöhle  bei Aflenz gelagert werden. Hannes Harkamp: „Dort sind die klimatischen Bedingungen  ideal, und das alles ohne zusätzliche Energiekosten“. 

Kitzeck im Sausal ist mit 564 Metern Seehöhe der höchste Weinbauort Österreichs und bietet einen  einmaligen Rundumblick. Denn bei klarem Wetter sieht man die Koralpe im Westen, die Kleine Ungarische Tiefebene im Osten, die Erhebungen der Obersteiermark im Norden und Sloweniens Berge im Süden.

Am Ortsrand von Kitzeck springt aber auch Unerwartetes ins Auge. Baut doch dort seit knapp mehr als zwei Jahrzehnten Theresia Heigl-Tötsch Lavendel an. Was die Kitzecker Gegend in der Zeit der Hochblüte  auffallend mediterran beduftet und einfärbt. Die hauptberufliche Architektin Heigl-Tötsch hat sich mit  ihrem Biohof „Wunsum“ - so erzählt  Hof-Mitarbeiterin Eva Brodschneider –  „die Provence in die Steiermark geholt“ und produziert unter anderem Teespezialitäten, Likörraritäten, Seifen, Marmeladen, Gewürzmischungen und Lavendelessig.

Auf die bodenständigen Trauben setzt hingegen Luise Köfer. Die Winzertochter ließ sich in der Karenzpause für ihren ersten Sohn zur Kosmetikerin ausbilden, eröffnete ein Day Spa und  entwickelte aus den Schalen der Traubenkerne eine   Naturkosmetiklinie. Und recht bald wird aus den ursprünglich nur für den eigenen Betrieb gedachten Vinoble-Cosmetics-Produkten eine Spa-Marke im Luxussegment.

2013 gründet die Unternehmerin mit der Vinoble-Manufaktur eine  Produktionsstätte in Fresing, die rund 200 Partner in 14 Ländern beliefert. Produkte und Produktion werden Interessierten gerne gezeigt und im Shop kann auch eingekauft werden.

Kerniger geht es in der Ölmühle Hartlieb in Heimschuh zu. Auch hier sind Gäste gerne gesehen und Martin Wippel führt durchs Mühlenmuseum, gibt geduldig Antworten auf alle Fragen und zeigt und erklärt auch die Produktion. Auch über die Familiengeschichte der Hartliebs (die Mühle ist bis heute in Familienbesitz) weiß Wippel bestens Bescheid. Im Shop gibt es neben hochwertigem Kernöl  auch eine Reihe anderer in der Mühle gepresster Ölspezialitäten, Essig, Knabberkerne, Mehl und Kochlektüre.

Wer sich nicht selber an den Herd stellen will, sollte es zum Abschluss eines Kurztrips in der Region, noch einmal mit einer Buschenschank versuchen. Wobei das Weingut Schneeberger ein guter Tipp ist. Ein – wie könnte es anders sein – traditionsreicher Familienbetrieb seit 1870, wie auf der Homepage stolz vermerkt wird. 

Geführt wird Gut und Buschenschank von Johann und Heide Schneeberger. Tochter Margret kümmert sich um die Buschenschank, Tochter Martina ums Büro, Sohn Johann um Wein und Weingärten und Schwiegersohn Walter ist für den Verkauf zuständig. Aber auch der Nachwuchs hilft bereits kräftig mit. „Der macht es gerne und bessert sich  damit das Taschengeld auf“, verrät Wirtin Margret.

Die Region setzte auf sanften Tourismus. Daher ist auch wandern, walken und Fahrrad fahren angesagt. Und klar: Fast alles dreht sich um Wein und Kulinarik. 

Tourismusverband Südsteiermark, Steinriegel 15, 8442 Kitzeck im Sausal, www.sulmtal-sausal.at

Genießerhotel & Weingut Sattlerhof, Sernau 2a, 8462 Gamlitz, www.sattlerhof.at 

Das 4-Sterne-Hotel liegt in den Weinbergen in der Nähe von Gamlitz. Gäste haben die Wahl zwischen den Zimmern im Hotel  und den Suiten und Appartements im Landhaus.  Haubenkoch Hannes Sattler verwöhnt in seinem  Restaurant mit Gourmetmenüs, im Wirtshaus  kommt hingegen das Beste aus der steirischen Küche auf den Tisch. Im Weingut können die Weine und Sekt von Hannes Bruder Willi käuflich erworben werden. Sein Motto: Qualität durch Tradition und Innovation.

Weingartenhotel Harkamp, Flamberg 46, 8505 St. Nikolai im Sausal und Weingut und Sektkellerei Harkamp, Seggauberg 75, 8430 Leibnitz, www.harkamp.at

Das Hotel liegt auf einer Anhöhe inmitten der Weinberge, hat 26 liebevoll eingerichtete Zimmer. Für Haus und Küche sind Heinz Harkamp und seine Familie zuständig, das Weingut und die Sektmanufaktur führt sein Bruder Hannes Harkamp und seine Familie. Im Weingut setzen der Winzer und seine Familie auf bio-dynamische Bearbeitung.

Wirtshaus Steirerkeller, 8452 Großklein 23, www.steirerkeller.at

Steirische Küche in interessantem Ambiente. Guter Ausgangspunkt für eine archäologische Wanderung auf den Burgstallkogel.

Buschenschank Schneiderannerl, Sausal 27, 8443 Pistorf/Gleinstätten, www.schneiderannerl.at

Klassische Buschenschank, eingebettet zwischen Weingarten, Wiesen und Wäldern. Von klassische Brettljause bis zu kulinarischen Besonderheiten des Hauses.  Wunderschöner Gastgarten.

Buschenschank und Weingut Schneeberger, Pernitschstraße 31, 8451 Heimschuh, www.weingut-schneeberger.at

In der Buschenschank-Küche gibt es auch Alternativen zur klassischen Brettljause. So werden  in der entsprechenden Saison auch kalte Spargelgerichte serviert. Das Fleisch kommt von den eigenen Freilandschweinen und weil Johann Schneeberger junior bei einem Australien-Urlaub die Liebe zum Gin entdeckte, wird auch ein  Schneeberger Dry Gin produziert.

Lavendelhof Wunsum, Greith 17, 8442 Kitzeck im Sausal, www.wunsum.com

1997 wurde mit dem Kräuteranbau begonnen und vor 8 Jahren verlegten die Besitzer den Schwerpunkt  auf den Bio- Lavendelanbau. Die Produkte können im Shop oder  online erworben werden.

Nostalgie auf RädernNestelberg 94, 8452 Großklein, www.nostalgie-auf-raedern.at

Die Geschwister Jos zeigen auf 1700 Quadratmeter 100 historische Fahrzeuge. Wer ein Dach für seinen Oldtimer sucht, kann ihn im Museum ausstellen.
Oldtimer-Museum „Nostalgie auf Rädern“

Schloss Ottersbach, Mantrach 20, 8452 Mantrach, www.schloss-ottersbach.at

Das barocke Schloss ist eine ideale Kulisse für Feiern und Veranstaltungen. Der Park ist öffentlich zugängig.

Hühnerzucht Gertrude Strohmaier, Fantsch 17, 8444 St. Andrä im Sausal, www.sulmtaler.at

Wer das echte Original Sulmtaler will, muss zu Getrude Strohmaier.  Da die Hühner aber nur langsam wachsen, kann man sie  nur im Spätherbst kaufen.

Ölmühle Hartlieb, Mühlweg 1, 8451 Heimschuh, www.hartlieb.at

Schöner Shop mit Kernöl und anderen steirischen Landesprodukten. Eine Museumsführung dauert etwa eine Stunde.

Vinoble Cosmetics, 8441 Fresing 17a, www.vinoble-cosmetics.at

Die natürlichen Inhaltsstoffe der Traube finden sich in den Vinoble-Produkten wieder. Eine Betriebsführung ist möglich und im  Shop können die Pflegelinien für Gesicht und Körper erworben werden.  

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