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5 Stellschrauben, wie Autobauer profitabel bleiben können

Die Margen der Automobilhersteller war mit rund 8,5 Prozent ansehnlich. Was sie jetzt machen müssen, um das Niveau zu halten

von Andrea Hlinka

01/11/2023, 01:41 PM

8,5 Prozent im Durchschnitt betrug die EBIT-Marge der Automobilhersteller zuletzt. Die Gründe dafür: durch die Materialknappheit hatten sie sich auf höherwertige Modelle und margenstarke Kanäle konzentriert und höhere Preise durchgesetzt. Laut einer aktuellen Analyse der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company sollen allerdings nun auch für die Autobauer härtere Zeiten anbrechen. Denn die Versorgungslage bei Halbleitern soll sich bessern, wohingegen sich die gesamtwirtschaftliche Situation deutlich verschlechtern soll. In der Folge würde ein Verdrängungswettbewerb einsetzen, und die hohen Preise würden aufgrund von verkaufsfördernden Maßnahmen wieder sinken, während die Kosten inflationsbedingt zunähmen. Vor diesem Hintergrund wird die EBIT-Marge, so die Analyse, in den kommenden beiden Jahren fallen – und zwar im wahrscheinlichsten Fall, dem sogenannten Hurrikan-Szenario, auf 4 bis 6 Prozent im Durchschnitt der Hersteller.

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Auch Autohersteller geraten unter Margendruck

„Gemessen am zuletzt erreichten Rekordniveau könnten sich die durchschnittlichen Margen der Autobauer faktisch halbieren“, so Klaus Stricker, Bain-Partner und Co-Leiter der globalen Praxisgruppe Automotive und Mobilität. „Insbesondere Volumenhersteller werden darunter leiden, dass sich ihre Kundschaft konjunkturbedingt mit Neuwagenkäufen zurückhalten wird.

Auch Zulieferer betroffen

Bereits seit zwei Jahren haben die Zulieferer mit einer rückläufigen Profitabilität zu kämpfen. In den ersten drei Quartalen 2022 sank ihre durchschnittliche EBIT-Marge auf nur noch rund 4,5 Prozent. Dabei hatte diese bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie mit 5 bis 8 Prozent immer 1 bis 2 Prozentpunkte über der Marge der Hersteller gelegen. Einzige Ausnahme waren die Finanzkrisenjahre 2008 und 2009 gewesen.

„Die Belastungen für die Automobilzulieferer sind enorm“, erklärt Dominik Foucar, Bain-Partner und Branchenexperte. „Neben den Folgen der Corona-Pandemie leiden viele unter den gestörten Lieferketten, dem strukturellen Halbleitermangel sowie den insbesondere infolge des Ukraine-Kriegs noch einmal stark gestiegenen Kosten für Material, Energie und Personal.“ Einige Unternehmen würden zwar bereits an weitreichenden Effizienz- und Transformationsprogrammen arbeiten. „Doch viele haben noch Nachholbedarf“, so Foucar.

Wie Automobilhersteller die Profitabilität erhalten können

Im Zuge der Analyse hat Bain fünf Stellhebel identifiziert, die es den Automobilherstellern möglich machen, ihre Profitabilität bestmöglich zu erhalten: 

1. Erreichtes Preisniveau verteidigen. Höchste Disziplin ist in den kommenden Monaten gefragt, um das Preisniveau der jüngeren Vergangenheit bestmöglich zu halten. Eine solche Strategie zielt auch darauf ab, die Kundschaft an die höheren Preise für Elektromobilität heranzuführen. Der Branche kommt es nun zugute, dass sie in der Pandemie ihr tradiertes, durch die hohen Produktionskapazitäten getriebenes Geschäftsmodell („supply push“) überwinden konnte. Der aktuelle, nachfrageinduzierte Ansatz („demand pull“) ermöglicht deutlich höhere Margen. Um einen Rückfall in das alte Modell zu verhindern, sind Strukturen und Kapazitäten entsprechend anzupassen.

2. Strukturen anpassen. Noch lange nicht am Ziel sind viele Autobauer in puncto Strukturen und Fixkosten. Die Break-even-Auslastung, die heute oft bei über 80 Prozent liegt, sollte auf 60 Prozent oder darunter reduziert werden. Dies erfordert weitreichendere Maßnahmen beispielsweise in organisatorischer Hinsicht und bei der Anpassung der Kapazitäten an die mittel- und langfristige regionale Absatzplanung.

3. Zusammenarbeit mit Lieferanten vertiefen. Kooperation ist jetzt das A und O entlang der Wertschöpfungskette. Schaffen Hersteller und Zulieferer Win-win-Situationen, können sie Kosten nachhaltig reduzieren. Dazu gehören beispielsweise der Verzicht auf nicht-monetarisierbare Angebote und Funktionalitäten, eine Reduktion von Spezifikationen und die Verringerung der Prozesskomplexität.

4. Risiken minimieren. Noch sind die Autobauer zum Teil stark abhängig von einzelnen Absatzmärkten wie China, den USA oder der EU oder aber auch von bestimmten Lieferanten und Systempartnern. Um die Resilienz zu erhöhen, ist ein möglichst ausgewogenes und auf mehrere Standbeine verteiltes Risikoprofil anzustreben.

5. Dekarbonisierung im Blick behalten. Auch wenn die Effizienzsteigerung kurzfristig Priorität hat, gilt es sämtliche Maßnahmen auf die laufende Transformation abzustimmen. Dabei können sich zum Teil Synergieeffekte ergeben. So ist es etwa mit dem Ausbau geschlossener Kreisläufe für Batterien möglich, die Umweltbelastung zu reduzieren, das Geschäftsmodell zu stabilisieren und langfristig auch die Profitabilität zu verbessern.

Kräfte bündeln und entschlossen handeln

An einer engen Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern führt kein Weg vorbei, wenn die Effizienz gesteigert und die Transformation erfolgreich fortgesetzt werden soll. „Die Autobauer werden nur gemeinsam mit leistungsfähigen Lieferanten ihre Ziele erreichen“, ist Bain-Partner Foucar überzeugt. „Sie müssen mehr denn je darauf achten, dass sie ihre Partner nicht überfordern, sonst werden sie bereits in Kürze systemkritische Zulieferer unterstützen müssen.“ Jetzt kommt dem Liquiditätsmanagement besondere Bedeutung zu. „Zulieferer benötigen Liquidität, um Geschäftsfelder zu restrukturieren, ESG-Anforderungen zu erfüllen, aber auch um ihr Geschäft inklusive Übernahmen strategisch weiterzuentwickeln und ihr Working Capital zu finanzieren“, resümiert Klaus Kremers, Bain-Partner und Leiter der europäischen Restrukturierungs- und Transformations-Praxisgruppe. „Zahlreiche Unternehmen sind bereits heute hoch verschuldet und die weitere Kapitalaufnahme ist in Zeiten hoher Zinsen und zurückhaltender Banken sowie Kreditversicherer schwierig.“ Außerdem sei der Zugang zu alternativen Finanzierungsinstrumenten derzeit stark eingeschränkt.

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