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"Die Energiewende wird von den Reichen gezahlt"

Luca de Meo, der neue CEO von Renault, über die Chipkrise, was Kleinwagen mit Smartphones zu tun haben und den Twizy

von Horst Bauer

09/19/2021, 03:00 AM

Seit rund einem Jahr ist der frühere Seat-Chef Luca de Meo an der Spitze des Renault-Konzerns. Der Italiener wurde geholt, um den französischen Autohersteller aus den roten Zahlen zu holen und zukunftsfähig aufzustellen. Mit uns sprach Luca de Meo über ...

... die Versorgungskrise mit Mikrochips: „Vor rund acht Monaten haben wir bemerkt, dass es bei den Halbleitern eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Die Halbleiter-Industrie hat darauf reagiert und in zusätzliche Produktionskapazität investiert, die, wie versprochen, Mitte des Jahres bereit war. Dann ist aber zu einem massiven Ausbruch der Covid-Pandemie in Südostasien gekommen. In Malaysia etwa wurde ein Lockdown für vier Wochen verhängt. Dadurch konnte dort vier Wochen lang nicht gearbeitet werden, wo die aus anderen Ländern gelieferten Teile zusammengefügt werden. Dadurch hat sich das aktuelle Loch in der Produktion ergeben. Jetzt wird in Malaysia wieder gearbeitet, daher sollte es ab November besser werden. Aber wir werden wohl bis Ende 2022 darunter leiden.“

... die Verteuerung von Kleinwagen: „Man muss akzeptieren, dass Autos in Hinkunft teurer werden. Genau so wie Smartphones heute viel mehr Kosten als früher die Nokia-Telefone mit den Knöpfen. Der Grund dafür ist einfach die teurere Technik, die in Autos in Hinkunft wegen der strengen Vorgaben eingebaut werden muss. Was niemand sagt, ist, dass die Energiewende von den Reichen gezahlt werden wird. Das ist zwar unpopulär, aber es war immer schon so. Meine Kinder etwa hatten 2007 noch kein Smartphone. Nur ich habe ein iPhone gehabt. 2012 haben dann auch sie schon eines verwendet. Wir müssen also so begehrenswerte Autos machen, dass die Leute sich so ein Smartphone kaufen wollen, statt das Ding mit den Knöpfen.“

... die Erhöhung des Gleichteile-Anteils in der Produktion: „In der Allianz mit Nissan haben wir 80 Prozent Gleichteile bei den Produkten beider Hersteller vorgesehen. Es könnte auch mehr sein, aber man darf eines nicht vergessen: Alle wurden daraufhin trainiert, zu glauben, je mehr Gleichteile man hat, umso besser ist es für das Geschäft. Aber wenn man einen schlechten Teil verwendet, ist der schlecht für alle. Da hat man dann ein großes Problem. Viele in der Autoindustrie glauben, dass Größe die Lösung sei. Aber ich habe auch erlebt, wie Größe Firmen umgebracht hat.“

... die nächste Herausforderung für die Autoindustrie: „In den vergangenen Jahren hat sich alles in der Branche um die Energiewende gedreht. Aber die größte Aufgabe für uns wird die Integration des Autos in die Datenwelt. Also die richtige Nutzung all der Möglichkeiten, welche die Software dem Konsumenten gibt. Das wird eine größere Herausforderung, als es der Umstieg von Verbrennern auf Elektroautos war.“

... Autonomes Fahren als Geschäftsmodell: „Meine erste Frage beim Thema Autonomes Fahren lautet immer: „Wie kann ich damit etwas verdienen?“ Dieses Thema wurde vor ein paar Jahren stark gehypt. In meiner Zeit bei Audi haben die Ingenieure diskutiert, wie man einen A8 mit 250 km/h über die Autobahn fahren lassen könnte, während der Fahrer die Zeitung liest. Diese Euphorie ist dann etwas gebremst worden. Jetzt kommt das Thema langsam wieder zurück, weil die Kosten runtergehen und man sich mehr auf Teilbereiche konzentrieret. Die Technik wird sich dort durchsetzen können, wo ein Geschäftsmodell dahinter steht. Etwa in der Taxi-Branche. Wenn das Auto selbst fährt, muss ich keinen Fahrer bezahlen. Damit ist das Geschäftsmodell klar. Aber nur für Uber, nicht für mich. Ich bezahle keinen Fahrer, ich verkaufe das Auto.“

... den Twizy als Modellfall eines Problems von Renault: „Der Twizy ist ein geniales Konzept. Nur die Umsetzung war schlecht. Das ist ein typisches Problem von Renault. Oft entwickeln wir ein geniales Modell, setzen es aber nicht entsprechend um. Stattdessen kommt Volkswagen und macht etwas daraus, wie etwa den Touran. Beim Elektroauto war es genauso. Wir haben es im Jahr 2012 vorgestellt und uns 2016 schon wieder gefragt, ob das ein gutes Konzept ist und dann die Entwicklung gestoppt. Um später wieder neu anzufangen. Eine meiner Aufgabe ist es daher, Renault mehr Beständigkeit zu geben.“

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