© Kuratorium für Verkehrssicherheit/APA-Fotoservice / Ludwig Schedl

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Kaum Kontrollen: 250.000 Personen sitzen in Österreich „high“ am Steuer

In Österreich ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Drogenlenker im Straßenverkehr zu treffen sehr hoch. Warum die Exekutive kaum etwas das dagegen tut.

04/25/2024, 03:00 AM

Die Zahlen, die das Kuratorium für Verkehrssicherheit KFV aktuell präsentierte, sind erschreckend: Eine neue Dunkelfeldstudie der Sicherheits- und Unfallpräventionsinstitution des KFV zeigt nämlich  einen weiteren Anstieg der Drogenlenker auf mindestens rund 250.000 Personen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 204.000 Lenker, die in den letzten zwölf Monaten unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben.

Drogen im Straßenverkehr sind ein massives Sicherheitsrisiko. Effiziente Maßnahmen gibt es, sie müssen in Österreich aktiv und mit Nachdruck umgesetzt werden.

Christian Schimanofsky | KFV-Direktor
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Die Chance, erwischt zu werden ist aber gering. Nur  8.676 Personen wurden im Vorjahr unter Drogeneinfluss von der Exekutive im Straßenverkehr angezeigt. Und das ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs, wie nun die „Dunkelfeldstudie Drogen“ des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt. Demnach haben in den vergangenen zwölf Monaten 5 Prozent der Befragten (n=1.004) einen Pkw gelenkt, obwohl sie unter Drogeneinfluss gestanden sind. Das sind hochgerechnet rund 250.000 Personen in Österreich. Seit einer Vergleichsstudie im Jahr 2021 ist damit die Anzahl der Drogenlenkenden um 23 Prozent gestiegen.Das Problem: Die derzeitigen Möglichkeiten der Exekutive sind aufwendig und begrenzt.

Besorgniserregender Anstieg bei den Drogenlenkerinnen
„Alle Drogen haben einen starken Einfluss auf die Verkehrssicherheit, da sie stark psychisch aktiv sind. Genau deshalb sind strikte Kontrollen so wichtig, wobei es in Österreich aber eine deutliche Untererfassung von Drogendelikten im Straßenverkehr gibt“, erklärt Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. 

Einen deutlichen Anstieg gibt es auch bei den Frauen: Waren bei der Vergleichsstudie im Jahr 2021 noch 35.000 Drogenlenkerinnen im österreichischen Straßenverkehr unterwegs, so hat sich die Zahl im Jahr 2023 auf 90.000 mehr als verdoppelt. Bei den Männern wurde der ohnehin bereits hohe Ausgangswert aus dem Jahr 2021 von 160.000 Drogenlenkern im Jahr 2023 auf 169.000 gesteigert.  

Großteils deutliche Anstiege auch in den Bundesländern
In Wien ist seit der letzten Befragung im Jahr 2021 die Anzahl der Drogenlenkenden von 50.000 auf 75.000 Personen im Jahr 2023 gestiegen. In Niederösterreich gab es einen Zuwachs von 40.000 auf 52.000 Personen und in der Region Mitte-Süd (Steiermark, Kärnten, Burgenland) hat sich die Anzahl der Drogenlenkenden sogar von 25.000 auf 52.000 Personen verdoppelt. In der Region West (Salzburg, Tirol, Vorarlberg) gab es in Summe hingegen einen leichten Rückgang von 35.000 auf 28.000 Personen. Auch in Oberösterreich zeigt der Trend nach einem Rückgang von 55.000 auf 42.000 Personen leicht nach unten, die Zahlen bleiben aber auf viel zu hohem Niveau. 


Aufwändiges Prozedere bei Verkehrskontrollen


Die Anzahl der überführten Drogensünder hinter dem Steuer hat sich in Österreich seit der Einführung der Speichelvortests im Jahr 2017 bereits fast vervierfacht. Diese Vortests dienen bei Verkehrskontrollen dazu, den Verdacht des Fahrens unter Drogenkonsum zu erhärten. Als gesicherter Beweis gelten diese aber nicht. „Grundlage der Strafbarkeit im Straßenverkehr ist in Österreich nicht der bloße Konsum von Drogen, sondern die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, die mittels ärztlichem Gutachten festgestellt wird“, sagt Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht und Normen im KFV. 

Im Zuge dessen wird den Verdächtigen auch Blut abgenommen, wobei es vor allem am Wochenende, mitten in der Nacht und am Land oft gar nicht so einfach ist, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. Zudem vergeht bei der Arztsuche oft wertvolle Zeit, die Polizisten nicht haben.

Maßnahmen umsetzen? Warum es in Österreich nicht klappt
Im Gegensatz zu Drogen entscheidet beim Alkohol in Österreich schon lange das Überschreiten bestimmter Grenzwerte über die Strafbarkeit im Straßenverkehr bzw. den Führerscheinentzug. Während in Deutschland, der Schweiz und in fast allen anderen Ländern in Europa längst der Nachweis einer Droge im Speichel als Grundlage der Strafbarkeit dient, ist das in Österreich noch wesentlich komplizierter. „Das KFV fordert den verstärkten Einsatz von geeigneten Speichelvortestgeräten sowie den Einsatz von Speichel, der im Labor auszuwerten ist, als beweissichere Grundlage für Sanktionen bei Drogen im Straßenverkehr. Spätestens seit Corona können die Menschen perfekt mit dem Verfahren der Speichelproben umgehen“, betont Kaltenegger. 


Speicheltests und mobile Drogenlabore  
Als Beweis für das Vorhandensein von Drogen im Körper soll laut Forderung des KFV künftig eine Speichelprobe dienen, die nach der Abnahme in einem Labor ausgewertet wird. Für die Abnahme vor Ort ist kein medizinisches Personal notwendig. „Die Auswertung kann zum Beispiel bei Planquadraten analog wie in Italien in einem mobilen Drogenanalyselabor direkt vor Ort durchgeführt werden. Dadurch liegt das beweissichere Speichelergebnis bereits in 60 bis 90 Minuten vor“, so Raffaela Neustifter, Psychologin und Verkehrsexpertin im KFV. Ein solches mobiles Labor, dass das KFV für Demonstrationszwecke nach Österreich geholt hat, wird vom KFV nun auch für Österreich gefordert. Im mobilen Labor befinden sich Analysegeräte, Laborinstrumente und Computer. 

 

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