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Nissan-Design-Studie: "Es geht uns nicht um Screen-Wars"

Nissan-Designer Giovanny Arroba über die Gestaltung der Elektroautos des Konzerns und warum das Cockpit der Design-Studie Ariya nicht mit Bildschirmen übersät ist.

von Horst Bauer

04/17/2020, 03:00 AM

Eigentlich hätte er ja in der Europa-Zentrale von Nissan in England gemeinsam mit seiner neuesten Schöpfung stehen und diese einer handverlesenen Schar von europäischen Fach-Journalisten präsentieren sollen.

Aber in Corona-Zeiten geht das derzeit eben gar nicht. Schon alleine, weil Giovanny Arroba, Direktor des Global Design Center von Nissan, in seiner Wohnung in Japan festgenagelt ist.

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Das Konzeptauto namens Ariya, das erstmals auf der Tokio-Motorshow im vergangenen Oktober gezeigt wurde, ist für Nissan aber so wichtig, dass man sich zu einer digitalen Form entschlossen hat. Und so präsentierte der seit 20 Jahren in der Design-Abteilung von Nissan tätige Amerikaner Arroba sein für die Gestaltung künftiger Elektro-Autos von Nissan wegweisendes Modell via Live-Schaltung aus seiner Wohnung in Japan im digitalen Austausch mit den ebenfalls im jeweiligen Homeoffice verstreut über Europa sitzenden Fachjournalisten.

Soviel zu den ungewöhnlichen Begleitumständen.

Ganz und gar nicht ungewöhnlich zeigt sich hingegen das Design des als Elektro-Crossover der Premium-Kategorie angelegten Ariya. Giovanny Arroba: „Das ist keine futuristische Schönwetter-Studie für 2030, sondern ein realistisches Auto für die Welt, in der wir jetzt leben.“ So verzichtete man etwa bewusst auf die da und dort (Audi, Honda) bei einzelnen Modellen bereits in Serie gehenden Kameras als Rückspiegel-Ersatz. „Die gesetzlichen Bestimmungen dafür sind noch nicht in allen Ländern eindeutig geklärt“, nennt Arroba einen der Gründe dafür, dass den Ariya klassische Außenrückspiegel zieren. Abgesehen von den legislativen Hürden sieht er aber auch noch Einwände hinsichtlich des praktischen Nutzens. So würden sich die auf den dann notwendigen Monitoren eingespielten Bilder des Geschehens hinter dem Auto nicht so nahtlos in die Wahrnehmung des Fahrers integrieren, wie jene im konventionellen Rückspiegel.

Womit wir schon bei einem anderen wichtigen Punkt des Interieurs der Designstudie wären. Der Armaturenträger wird nicht von einem überdimensionalen Bildschirm dominiert, wie es ja seit Tesla zunehmend auch bei anderen Herstellern in Mode gekommen ist. Giovanny Arroba, auf den Wettlauf um den größten Monitor im Cockpit anspielend: „Es geht hier nicht um Screen-Wars. Uns war die Integration der notwendigen Technologie in ein gut nutzbares Umfeld wichtig.“ Und so wird die vom Sichtfeld vor dem Lenkrad bis in die Mitte des Cockpits reichende schlanke Bildschirmfläche in den Bedienungsfunktionen durch fixe Schalter auf einer Leiste darunter ergänzt. Diese sind in die holzartige Oberfläche integriert, weil man den Benutzern laut Arroba bewusst auch eine spezielle taktile Rückmeldung geben wollte: „Man berührt hier eben nicht einen glatten Bildschirm oder ein kaltes Eisenteil.“

Als zentrales Element des Passagierraumes sieht der Designer übrigens die schwebende Mittelkonsole, die auch den Durchstieg zwischen Fahrer- und Beifahrersitz ermöglicht. Dieser ist möglich geworden, weil man wegen des Elektro-Antriebs auf den Mitteltunnel verzichten konnte, der bei Autos mit Verbrennungsmotor meist die Aggregate der Klimaanlage aufnehmen muss, weil im Motorraum vorne zu wenig Platz dafür bleibt.

Vom äußeren Erscheinungsbild her zeigt der Ariya, dass es in Hinkunft nicht mehr als notwendig erachtet wird, bewusst auf den Charakter als Elektroauto hinzuweisen. Ließ der erste Nissan Leaf noch keinen Zweifel darüber, dass er kein Auto mit herkömmlichem Antrieb war, so ging es hier nicht mehr darum „laut zu rufen: Schaut her, ich bin anders!“ Auch wenn es keinen klassischen Kühlergrill mehr gibt – Nissan spricht von einem „Technology Shield“ – so ist die Grundform des Ariya dennoch nicht radikal anders, sondern trotz seines Elektroantriebs aus jedem Blickwinkel als Auto erkennbar.

Woraus sich auch eine Antwort auf die zentrale Frage ableiten lässt, wann mit einem auf der Studie basierenden Serienmodell zu rechnen ist. Nix Genaues weiß man nicht und Giovanny Arroba im fernen Japan lässt sich auch keine Andeutungen dazu entlocken. Ein Punkt, der die Nachteile der sonst so gut funktionierenden virtuellen Präsentationsform zeigt – zumindest für wissbegierige Journalisten, denen damit die Chance auf das nicht offiziell dokumentierte, saloppe persönliche Gespräch unter vier Augen entgeht.

So bleibt nur die Gewissheit, dass viele Designelemente des Ariya in den kommenden Elektroautos von Nissan auftauchen werden.

Und die Prognose, dass ein erstes Serienmodell spätestens im nächsten Jahr auf den Markt gerollt werden wird.

Wie immer der dann auch aussehen wird.

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