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Skoda-Pläne für Indien: Aus Mlada Boleslav auf den Subkontinent

Was den indischen Automarkt auszeichnet und wie Skoda künftig dort erfolgreich sein will.

von Michael Andrusio

02/23/2020, 05:00 AM

Ohne die vier Zitronen geht es nach wie vor nicht. In Indien gibt es den Brauch, dass man – wenn man ein neues Auto übernimmt – über vier Zitronen drüberfährt. Das soll alles Schlechte fernhalten. „Es machen nicht alle, aber viele glauben noch immer daran,“ verrät uns der Chef des Skoda-Service-Centers in Noida, einem Vorort von Neu-Delhi.

Beistand von oben kann im auf Außenstehende, sagen wir, chaotisch wirkenden Verkehr von Neu-Delhi nicht schaden – egal, ob er von plattgefahrenen Zitrusfrüchten oder sonstigen Glücksbringern, die am Auto baumeln, kommt. Den aufgemalten Fahrstreifen kommt meist nur dekorative Bedeutung zu und die grün-gelben Motor-Rikschas, sowie Roller und Mopeds sind im Straßenbild von Neu-Delhi allgegenwärtig. Indien ist der größte Zweiradmarkt der Welt mit über 20 Millionen verkauften Vehikeln 2019. Zum Vergleich: Die Autoverkäufe erreichten 2019 knapp 3 Millionen Stück, was sogar einen Rückgang im Vergleich zu 2018 bedeutete.

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Aber die Autoindustrie sieht Indien als den großen Hoffnungsmarkt. Mit einer Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen liegt man praktisch gleichauf mit China. Und Indiens Bevölkerung ist im Durchschnitt jung und der Autokäufer ist im Schnitt 29 Jahre alt. Das Auto gilt in Indien nach wie vor als Statussymbol, um zu zeigen, dass „man es geschafft hat“.


Freilich sieht man im Straßenbild auch teure Fahrzeuge, durchschnittlich geben die Inder aber zwischen 6.000 und 12.500 Euro aus, wenn sie ein neues Auto anschaffen. Vorzugsweise ist es unter 4 Meter lang, dann zahlt man weniger Steuern. Dementsprechend sind kompakte Fünftürer gefragt, aber Kompakt-SUV werden auch in Indien zunehmend populär, erklärt uns Alain Favey, Vorstand bei Skoda für Vertrieb und Marketing.

Überhaupt hat der VW-Konzern im Allgemeinen und Skoda im Speziellen große Pläne für Indien. Eine Milliarde Euro investiert man in das Projekt India 2.0 bei dem Skoda für den indischen Markt zuständig ist und die Aktivitäten des VW-Konzerns hier lenken darf. Zwei Werke hat der VW-Konzern bereits in Indien – eines in Pune, wo Skoda eine Stufenheck-Version des Rapid für Indien bauen lässt, und eines in Aurangabad, wo Octavia, Superb und Kodiaq vom Band laufen. 2019 hat Skoda 15.000 Autos verkauft, das ist eine überschaubare Zahl, aber mithilfe der neuen Initiative sollen es 2025 100.000 Autos werden. Für den indischen Markt wurde die sogenannte MQB A0 Plattform adaptiert. Auf dieser Basis werden künftige Modelle des Konzerns für Indien stehen. So ein Kompakt-SUV von Skoda, das man auf dem Autosalon von Neu-Delhi erstmals als Studie zeigt und der VW Taigun, ebenfalls ein kompaktes SUV für Indien.

Autoshow Delhi

Stichwort Autosalon. Wir drehen eine Runde auf der Automesse. Man sieht, wer auf dem Markt den Ton angibt. Der Platzhirsch heißt Maruti-Suzuki, gefolgt von Hyundai und Mahindra. In Sachen Umweltschutz will Indien auch Fortschritte erzielen. Bei den geltenden Schadstoffnormen springt man von BS IV ab 1. April direkt zu BS VI (das ist vergleichbar mit unserer Euro 6 Norm). Viele der Motor-Rikschas und Linienbusse werden bereits mit Erdgas betrieben. Und Elektro? Nun, auf der Autoshow von Delhi stehen auch einige Elektro-Vehikel, wie der Nexon EV von Tata, eine Elektro-Rikscha oder auch die Elektro-Vespa. Allein, für Rikschas oder E-Mopeds mag die Elektromobilität in Indien ein Thema sein, für Autos scheint sie noch weit entfernt. Nur 2.600 Ladestellen gibt es verteilt auf den ganzen Subkontinent, wird uns erklärt.

Heißt, es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die E-Mobilität in Indien durchsetzen wird. So rollt man weiter vorzugsweise mit Verbrenner durchs Land. Hupend, weil ohne Hupe gibt es in Indien scheinbar kein Weiterkommen. Ein Zahl dazu: Bei Testfahrten im Land haben die Skoda-Entwickler ausgerechnet, dass sie auf einer Distanz von 100.000 Kilometern die Hupe 103.000-mal betätigt haben.

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