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VW-Chef Schäfer im Interview: "Elektroauto unter 20.000 Euro ist Champions League"

Wir haben den Chef der Marke VW, Thomas Schäfer, im neuen ID.7 begleitet.

von Michael Andrusio

11/24/2023, 04:00 AM

Wir sitzen hier im ID.7. Welche Rolle wird das Auto in der VW-Familie spielen?

Der ID.7 ist ein sehr wichtiges Auto für uns, denn er rundet unser Elektro-Portfolio nach oben ab. Er passt für Familien, hat viel Platz und ist eine superkomfortable Reiselimousine. Gleichzeitig ist er mit seiner Reichweite von bis zu 700 Kilometern ein sehr, sehr attraktives Fahrzeug für Flottenkunden. Nächstes Jahr kommt dann zusätzlich der ID. 7 Tourer, also die Kombivariante…

Kann man sagen, dass der ID.7 mittel- bis langfristig die Rolle einnehmen wird, die jahrzehntelang der Passat hatte?

Perspektivisch ja. Aber wir haben ja gerade den neuen Passat als Verbrenner, inklusive PHEV auf den Weg gebracht. Die nächsten sechs bis sieben Jahre ist zu erwarten, dass beide Modelle erfolgreich parallel am Markt laufen. Perspektivisch wird es irgendwann eine Zusammenführung geben, um nur noch den elektrischen Antriebs-Typ zu haben. Es ist auch sinnvoll, dass wir beim ID. 7 beide Varianten bringen – die Limousine und den Tourer. Der Tourer ist insbesondere für Europa sehr wichtig, die Limousine für die Kernmärkte China und USA.

Wie sieht es mit der Basismobilität bei Elektro aus? Gerade VW hat ja mit Polo und Golf die Massen mobilisiert…

Wir haben mit dem Showcar ID.2 all gezeigt, wie wir uns ein E-Fahrzeug von VW für unter 25.000 vorstellen. Zudem arbeiten wir intensiv an einem elektrischen Volkswagen für 20.000 Euro. Da haben wir schon einen guten Plan, sind aber noch nicht ganz im Ziel. Denn das Auto muss trotz günstigem Preis zu 100 Prozent die VW-Gene tragen. Das Modell wird wichtig sein, um mit der Elektromobilität wirklich in die Breite zu kommen. 

Wann ist mit diesen Autos zu rechnen?

Wir bringen bis 2027 elf neue E-Modelle auf den Markt. Das geht jetzt Stück für Stück los. Die Serienversion des ID2.all wird voraussichtlich Ende 2025 vorgestellt und soll dann 2026 in die Märkte kommen, ein noch günstigeres Elektroauto entsprechend später.

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Wie sieht es mit noch kleineren Modellen aus bzw. bis zu welcher Preisregion kann man realistischerweise runtergehen?

Den ID.2 all für unter 25.000 Euro auf den Markt zu bringen, ist eine große Herausforderung. Wir können das schaffen, weil wir mit den drei Marken – Cupra, Skoda und Volkswagen – entsprechende Stückzahlen produzieren.  Die Batteriekosten sind eine der größten Herausforderungen, da muss man dann mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien arbeiten. Die Kundschaft erwartet bei so einem Auto Reichweiten von rund 300 Kilometern. Dann beim Preis profitabel auf 20.000 Euro zu kommen, das ist Champions League. Da muss man einerseits große Stückzahlen haben, aber auch neue Produktionsmethoden andenken. Wir haben eine gute Chance dahin zu kommen, weil wir eben die Volumina oder das Volumen haben und die Marken, die so etwas realisieren können.

Welche Rolle wird der Golf in Zukunft bei VW spielen?

Der Golf ist und bleibt natürlich ein absolutes Volkswagen Kernmodell. Nächstes Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag, dann kommt eine große Produktaufwertung. Der Golf wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle für unsere Marke spielen. Wir werden den elektrischen Golf allerdings erst in Serie bringen, wenn es ein Auto ist, das von allen Genen her auch 100 Prozent Golf ist: bei Design, Innovation, Nutzwert und Qualität.

Sie haben angekündigt, dass einige Modelle aussortiert werden. Was steht auf der roten Liste?

Wir haben in der Vergangenheit häufig Nischen besetzt und zuweilen Varianten gemacht, die eigentlich nicht notwendig gewesen wären. Die sind zwar schön, aber während der Transformation muss man in die Modelle investieren, die hohe Stückzahlen versprechen und auch entsprechend Ertrag bringen. Ein Beispiel ist der Arteon Shooting Brake, der keinen Nachfolger bekommt. Dafür bringen wir dann etwas Neues, elektrisch, zukunftsfähig und Weltmodelle, die überall funktionieren.

Für einige Märkten werden Sie aber weiter die Verbrenner brauchen. Wie ist hier die Planung…

Wir arbeiten gerade an einer stärkeren Regionalisierung. Das heißt: Wir geben unseren großen Regionen mehr Verantwortung, um für ihre Kundinnen und Kunden Spezifika zu entwickeln und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Früher war es so, dass wir ein Auto in Deutschland entwickelt haben und das hat die ganze Welt bekommen. Diese Zeiten sind vorbei. Südamerika etwa hat durch Ethanol andere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung als der Rest der Welt. Also geben wir dem Team dort für die Zukunft eine Kombimöglichkeit aus Ethanol und Elektrifizierung. Das entwickeln die Kollegen vor Ort selbst.

Was muss VW mehr fürchten, die Konkurrenz aus China oder eine Marke wie Tesla, die sich jetzt auch anschickt, Autos für 25.000 Euro auf den Markt zu bringen?

Wettbewerb ist gut, der macht uns alle besser. Das Marktumfeld verändert sich, das muss man ernst nehmen und das tun wir auch. Tesla hat eine neue Denkweise reingebracht und die chinesischen Hersteller wollen natürlich mit Macht nach Europa. Da müssen wir eben schneller und besser sein. Für China haben wir eine Kooperation mit Xpeng vereinbart. Das ist auch sinnvoll, denn in China brauchen wir, noch stärker als in anderen Märkten, eine andere Entwicklungsgeschwindigkeit für die lokalen Fahrzeuge. Auch und gerade mit Blick auf Software und digitale Features.  

Es gab zuletzt Berichte zu gedrosselter Produktion in Werken bzw. zum Ende der Produktion in der gläsernen Fabrik…

Wir merken natürlich, dass die Rezession und der Wegfall von staatlichen Förderungen einen Einfluss auf die Zahl der Auftragseingänge bei den Elektroautos haben. In so einer Situation kann man entweder weiter voll produzieren und die Autos mit starken Nachlässen in den Markt drücken. Oder man passt die Ausbringungsmengen der Nachfrage an. Das ist der deutlich sinnvollere Weg.

Auf der IAA hat man gesehen, dass es einen elektrischen GTI geben wird…

Unsere Kundinnen und Kunden haben das Showcar begeistert aufgenommen. Das Feedback war extrem positiv. Und auch unsere Teams waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Es ist ein hochemotionales Thema und es ist auch schon beschlossene Sache, dass es künftig elektrische GTI-Modelle geben wird. Das passt hervorragend zur Marke und wir werden unseren Kunden damit noch viel Freude bereiten. 

 

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