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Test

Fiat 500 X: Der Viagra-Puch in der Luxusversion

Als Cross Plus mit 140-PS-Diesel und 9-Gang-Automatik markiert er die Spitze des Angebots.

von Horst Bauer

04/30/2015, 05:00 AM

Inzwischen kennen ihn auch Menschen, die sich sonst nicht für Autos interessieren. Und es ist eine neue Erfahrung für Tester, wenn man mit einem der ersten Exemplare auf heimischen Straßen unterwegs ist, ständig auf eine blaue Potenz-Pille angesprochen zu werden.

Der Werbespot, in dem sich ein normaler Fiat 500 durch eine versehentlich in seinen Tank fallende Viagra-Pille zu einem 500 X aufbläst, ist ein Youtube-Hit. Und die Reaktionen vom Straßenrand auf das reale Auto zeigen, dass sich der jüngste Zugang in der 500er-Familie keine Sorgen um seine Bekanntheit machen muss.

Damit ist aber erst eine Hürde zum Erfolg genommen. Letztlich wird der davon abhängen, wie sich der – auf gut österreichisch – "Viagra-Puch" in der grauen Realität abseits der Werbeästhetik schlägt.

Nach knapp zweitausend Kilometern auf unterschiedlichstem Geläuf mit dem Topmodell der 500-X-Palette lässt sich sagen, dass die Erfolgs-Chancen an sich recht gut stehen – so lange man sich von dem dann letztlich doch recht eindrucksvollen Preis des Testwagens nicht abschrecken lässt.

Dass wie im vorliegenden Fall bei einem 500 X 2,0 Multijet II mit 9-Gang-Automatik, Allrad, Cross-Plus-Ausstattung und einigen Extras (allein die Dreischicht-Lackierung kostet € 1572,–) unterm Strich für 4,25 m Auto mehr als 37.000 Euro zusammenkommen, kann schon verschrecken. Auch wenn der 500 X im Fahrbetrieb in den engen Gassen des Stadt-Dschungels eine genauso gute Figur macht, wie auf der Langstrecke. Und trotz der parkplatzfreundlichen Abmessungen ausreichend Platz für vier Erwachsene samt Gepäck bietet.

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Weitere Pluspunkte sammelt der 500 X (nicht nur in der Luxusversion) durch die gute Geräuschdämmung, die den agilen 140-PS-Diesel nur in der Startphase im Passagierabteil hörbar macht und im Fahrbetrieb nur gedämpfte Windgeräusche von den Außenspiegeln durchdringen lässt.

Allradantrieb

Dass man den Allradantrieb (der die Hinterachse automatisch bei Bedarf oder auf Befehl des Fahrers dauerhaft zuschaltet) nur mit dem Topmodell und nur in Verbindung mit der (bei Lastwechseln zum Ruckeln neigenden) 9-Gang-Automatik bekommt, dürfte aber dem 500 X das Leben bei uns schwerer machen, als notwendig.

Wem der Einstandspreis von 32.450 Euro für einen Allrad-500 X zu hoch ist, der hat zwei Möglichkeiten, so er nicht zur dicht gestaffelten Konkurrenz ausweichen will.

Ohne Allrad gibt’s den 500 X nämlich schon ab € 18.990,– (mit 110-PS-Benziner und naturgemäß etwas weniger Ausstattung).

Und den technisch identen Bruder Jeep Renegade bekommt man mit Allrad,120-PS-Diesel und 6-Gang-Handschalter bereits ab € 26.740,–.

Fiat 500X 2,0 Multijet Cross Plus

Antrieb: 4 Zylinder, Diesel, Direkteinspritzer, 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Turbolader, Ladeluftkühler; Allradantrieb, 9-Gang-Automatik;

Hubraum: 1956 cm³

PS/kW: 140 PS/103 kW maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1750 U/min

Spitze 190 km/h, 0–100 in 9,8 Sekunden; Euro 6.

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, vorderer Hilfsrahmen, v/h McPherson-Federbeine, vorn Dreieckquerlenker, Stabilisator, hinten Längs- und Querlenker, vorn/hinten Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Scheibenbremsen (vorn innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung, ABS, elektronische Stabilitätskontrolle ESC (ESP), Traktionskontrolle, Berganfahrassistent.

Maße (L x B x H): 4248 x 1796 x 1620 mm Wendekreis: 11,5 m Radstand: 2570 mm Kofferraum: 350–1000 l Gewicht: 1570 kg Gesamtgewicht: 2100 kg Tankinhalt: 48 Liter

Normverbr.: 5,5 l/100 km 144 g/km CO²

Testverbr.: 7,2 l/100 km

Preis: 32.450 €

Preis Testwagen: 37.493 €

Motorbezogene Versicherungssteuer: 594 €

Fiat hat sich internationalisiert. Mehr als das vielen Italienern lieb ist. Schließlich heißt man jetzt FCA (Fiat Chrysler Automotive), der Firmensitz ist aus Steuergründen in Amsterdam und die Gewinne kommen derzeit aus Detroit.

Was im allgemeinen Aufruhr in der Öffentlichkeit um die Entscheidungen des pragmatischen Konzernlenkers Sergio Marchionne leicht untergeht, ist dabei die Tatsache, dass die Produktion in den italienischen Werken dennoch gestärkt wurde. Aktuellstes Beispiel ist die Modernisierung des zu Beginn der 90er-Jahre für die Produktion des ersten Fiat Punto errichteten Werks in Melfi. Gelegen an der Schnittstelle der wirtschaftlich dem industrialisierten Norden Italiens stets nachhinkenden Regionen Apulien, Basilikata und Kampanien, wurde es für die Produktion des neuen Fiat 500 X und seines technischen Bruders Jeep Renegade erneuert, wofür rund einer Milliarde Euro investiert wurde.

Aufgrund der starken Nachfrage nach den neuen Modellen (neben dem 500 X und dem Jeep Renegade wird auch noch der Fiat Grande Punto produziert) arbeitet das sich auf rund 1,9 Millionen Quadratmeter ausbreitende Werk Melfi im 3-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Investiert wurde aber nicht nur in moderne Roboter (rund 900 sind in den verschiedenen Teilen des Werks im Einsatz), sondern auch in menschliche Arbeitskraft. So werden gerade zusätzlich zu den bestehenden 8000 Mitarbeitern weitere 1500 eingeschult, um die Produktion ausweiten zu können.

Bonus für den zuletzt arg geschundenen (süd-)italienischen Nationalstolz: Mit dem Renegade baut man in Melfi den ersten Jeep der Geschichte, der ausschließlich außerhalb der USA produziert wird.

Um den neuen Zugang zu Qualität und Präzision im Produktionsprozess dokumentieren und diese Botschaft entsprechend unter die Leute bringen zu können, hat man sich zudem zu einer ungewöhnlichen und weltweit einmaligen Aktion entschlossen. Unter der Adresse www.fcamelfiplant.fiat.com kann man im Internet mit Google Maps Businessview einen virtuellen Streifzug durch die Produktionsanlagen von Melfi unternehmen.

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