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Dauertest

Fazit: Ein Jahr mit dem Honda Civic Tourer

Abschluss-Bilanz nach einem Jahr mit dem extra für Europa entwickelten Raumwunder.

von Horst Bauer

06/08/2015, 02:26 PM

So oft kommt das nicht vor. Schon gar nicht im Sog der Globalisierung von Automodellen, die im Dienste der Kosteneffizienz in fast unveränderter Form möglichst weltweit eingesetzt werden sollen. Und erst recht nicht, dass ausgerechnet ein japanischer Hersteller sich das Herz nimmt, eigens für Europa ein Modell zu entwickeln.

Der Kombi des Civic ist also ein Exote im Portfolio von Honda, den man weder in Japan noch in den USA verkauft.

Nach einem Jahr mit dem Civic Tourer mit 1,6-Liter-Dieselmotor lässt sich sagen, dass ihm die Liebe seiner Entwickler zum Detail positiv anzumerken ist. Deren Auftrag, die speziellen Vorlieben der europäischen Kundschaft für Kombis und Dieselmotoren möglichst genau zu studieren und die dafür besten Lösungen zu erarbeiten, haben sie bravourös gemeistert.

Das zeigen alle diese Kapitel betreffenden Eintragungen im Fahrtenbuch.

Gehakt hat es dann eher bei Themen wie Assistenz-Elektronik, Bedienung oder Materialauswahl. Also Bereiche, die man für den Kombi vom bestehenden Civic übernommen hat.

Die Tiefe des Raumes

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Der prägendste Eindruck nach knapp 35.000 km in einem Jahr ist jedenfalls der eines Laderaumwunders. Dies vor allem, weil er die beeindruckenden Ladekapazitäts-Werte auch in die Praxis umsetzen kann.

Das beginnt beim Kellerfach unter dem Laderaumboden, das nicht wie sonst wo Scheckkartenhöhe hat, sondern ausgewachsene Schachteln schluckt (die von der Familienversorgung mit steirischem Apfelsaft bis zur Champagner-Jahresration im Ab-Hof-Verkauf alles enthalten können). Und es endet mit den hochklappbaren "Magic-Seats" in der 2. Reihe, denen das problemlose Verstauen von sperrigem Transportgut zu verdanken war (vom Zimmerfahrrad bis zum einpflanzbereiten Fliederbusch).

Einen ebenfalls sehr positiven Eindruck hinterließ der Dieselmotor. Nicht nur der reale Verbrauchsschnitt über die Testdistanz von letztlich 5,6 Litern für 100 Kilometer spricht für ihn (abschnittsweise reichten sogar reine 5 Liter). Auch damit, dass er trotz Vollbesetzung und -beladung nie überfordert oder gequält wirkte und immer mit guter Durchzugsstärke brillierte, machte er sich viele Freunde. Kaum bleibende Eindrücke hinterließ hingegen die Möglichkeit, die Härte hinteren Dämpfer per Knopfdruck zu verstellen.

Zwiespältig wurde das Interieur bewertet. Bei den Sitzen schieden sich noch die Geister je nach körperlicher Statur. Hinterließ eine zwölfstündige Dauerfahrt bei einem Tester weder bleibende Schäden noch schlechte Erinnerungen (einzig die fehlende Lordhosenstütze wurde moniert), so kritisierten andere die weiche Polsterung und eine wegen des steil stehenden Gaspedals Unterschenkelkrämpfe fördernde Sitzposition.

Allen gemeinsam war jedoch das Lamento über den Haare und Fussel anziehenden (und diese nur mehr schwer hergebenden) Sitzbezug und den nicht abstellbaren Luftzug aus den mittleren Belüftungsdüsen auf dem Armaturenträger.

Als ein eher dunkles Kapitel erwies sich in der Praxis die gut gemeinte Assistenzelektronik. Von banalen Dingen wie einer nur bei Schönwetter verwertbare Bilder liefernden Rückfahrkamera reichte die Kritik über eine Verkehrszeichenerkennung nach dem Lotterie-Prinzip bis zu einem sich vor dem Spiegelbild im nassen Asphalt schreckenden Auffahrwarner. Und dass der Fernlicht-Assi zum Blenden des Gegenverkehrs neigt, hat den Hang zu Nutzung all der elektronischen Besserwisser auch nicht gestärkt. Praxis-Tipp: Das Fahrer-Assistenzpaket (930 €) nicht ankreuzen.

Unterm Strich ist der Honda Civic Tourer mit der Dieselmotorisierung eine Empfehlung für jeden, der viel variablen Laderaum diesseits der SUV-Liga bei überschaubaren Abmessungen und geringem Verbrauch sucht.

Und mit einem Normverbrauchswert von 103 g/km CO2 ist er sogar für die der volatilen heimischen Steuergesetzgebung ausgesetzten Dienstwagenanwender zukunftssicher.Enorme Ladekapazität bei kompakten Karosserie-Abmessungen, agiler, sehr sparsamer Dieselmotor.Unausgereifte Assistenz-Elektronik, Sitzüberzüge als "Fussel-Magnet".

Nur der Marder fiel auf

Beim rituellen Abschluss-Check der Motor-KURIER-Dauertestkandidaten durch die ARBÖ-Profis bestätigte sich das im Laufe des Jahres geprägte Bild des Civic Tourer von absoluter Zuverlässigkeit. Die beiden einzigen Beanstandungen im ARBÖ-Protokoll sind schließlich nicht dem Auto vorzuwerfen. Die Kratzspuren am Lack des hinteren Stoßfängers gehen wohl auf einen zu großzügig angetragenen Einparkversuch zurück. Und die deutlich angefressene Dämmmatte im Motorraumdeckel dürfte einem Marder so gut geschmeckt haben, dass er sich nicht auch noch über die Kabel hergemacht hat.

Honda Civic Tourer 1,6 i-DTEC

Antrieb: 4-Zylinder, Diesel, Direkteinspritzer, 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Turbolader, Ladeluftkühler; Frontantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe.

Hubraum: 1597 cm³

PS/kW: 120 PS/88 kW

maximales Drehmoment:300 Nm bei 2000 U/min

Spitze 195 km/h, 0–100 in 10,5 Sekunden; Euro 5.

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, vorn McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator, hinten Verbundlenkerachse, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Scheibenbremsen (vorn innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servolenkung, ABS, Bremsassistent (BA), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP).

Maße (L x B x H):4535 x 1770 x 1480 mm

Wendekreis: 11,9 m Radstand: 2595 mm Bremsweg kalt: 36,1 m Bremsweg warm: 35,5 m

Kofferraum: 624–1688 l Zuladung: 450 kg Gesamtgewicht: 1910 kg Tankinhalt: 50 l

Normverbr.: 3,9 l/100 km 103 g/km CO²

Testverbrauch: 5,6 l/100 km

Preis: 27.570 €

Preis Testwagen: 27.570 €

Motorbezogene Versicherungssteuer: 476,16 €

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